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Vom Ufer der Memel: Warum es in Grodno keine Revolution geben wird

Posted by: felixackermann

Tagged in: Memel

felixackermann
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An lauen Sommertagen fahren Hunderte Jugendliche im Zentrum der alten Stadt mit ihren Autos vor, öffnen die Türen weit, fahren die Bässe hoch und öffnen eine Flasche Bier. Am rechten Memelufer, um das expressionistische Stadttheater, vor dem Panzer Modell T-34 und an den Hängen des Schlossberges bevölkern sie im späten August jeden Fleck. Weil die Stadtverwaltung aber pikiert über soviel Freizügigkeit ist und sich Sorgen über das Image von Grodno macht, hat ein Komitee eigens für die Wochen vor dem Schul- und Studienbeginn am 1. September ein Festival organisiert.

Statt die Jugend nach Hause zu schicken, werden sie mit Discomusik, Neonlicht und Bierzelten ans linke Memelufer gelockt. Und weil sonst nichts los ist in der Stadt, zieht die jugendliche Herde hinüber. Hier zählt nun nicht mehr die Automarke, sondern das Outfit. Bei den Damen sind Stickereien auf der knappen Jeans in Mode, die Herren tragen seit Neusten wieder Vokuhila. Alle amüsieren sich prächtig, nach der Sommerpause hat man sich viel zu erzählen, es wird getanzt, getrunken, gebaggert und abgeschleppt.

Und wenn die Uhr an der nahen Kathedrale zehn Mal geschlagen hat, werden die Neonlichter ausgestellt, die Bierzelte geschlossen und die Musik gedimmt. Nun bewegt sich die auf einige Tausend angewachsene Menge mit einem Mal über die Brücke zu den bereitgestellten Trolleybussen, um zu den Eltern nach Hause zu fahren. Dieses Spektakel wiederholt sich jeden Tag, wochenlang . Bis eines Tages der 1. September kommt. Von nun an besuchen all die jungen Weißrussen eine der vielen Hochschulen der Stadt.



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